Eröffnungsfest in Rainrod setzt Akzente

 

Freude an den Tanzfiguren – Gelungener Fassbieranstich der Bürgermeisterin – Vergangenheit in Spielszenen dargestellt

Fassbieranstich: zwischen Susanne Schaab und Sylivia Mauderer auch „Markgraf“ Hans Georg Lippert, Vorsitzender des Kulturrings. Foto: Maresch

Fahnen mit dem neuen Ortswappen flatterten, Birkenbäumchen setzten Grüntupfer. Rainrods Ortsmittelpunkt war mit gedeckten Tischen in einen Biergarten verwandelt. Immerhin gilt es 2011, die 750. Wiederkehr der ersten urkundlichen Ortserwähnung wie auch das 175-jährige Bestehen der „Steinernen Kirche“ zu feiern.

Mehr als 300 Gäste aller Generationen fanden sich zum Eröffnungsfest ein. Effektvoll in historischer Gewandung als „Markgraf“ hieß sie der Kulturringvorsitzende Hans Georg Lippert willkommen. Familiär war das Kaffeetrinken im Freien mit Hintergrundmusik. An einem Pavillon lag das neu erschienene Buch „Rainrod 1261 – 2011“ aus. Spannend war der Auftritt der Festdamen und -herren. Unter Leitung von Christine Lippert hatten sie sich 30 Minuten zuvor entschlossen, mit einem Showtanz einzuziehen. Die Zuschauer hatten ihre Freude an den Tanzfiguren der dunkel gekleideten Paare, in der Mitte das gewählte Festpaar Romina Bechtold und Johannes Lippert in Kostümen des 18. Jahrhunderts.

Inzwischen war auch Bürgermeisterin Susanne Schaab mit den beiden Schottener Prinzessinnen Lorena Appel und Lisa Gebhard gekommen. Die stellvertretende Ortsvorsteherin Sylvia Mauderer hielt die Eröffnungsrede und überbrachte die Grüße des erkrankten Ortsvorstehers Horst Lind. Neben der Bürgermeisterin konnte sie auch den für Rainrod zuständigen Stadtrat Willi Appel, weitere Mitglieder der städtischen Gremien und des Ortsbeirats wie auch Vereinsvertreter und den Ortspfarrer Dr. Peter Möser begrüßen. Eingangs machte Mauderer auf ein weiteres Jubiläum, die 60-jährige Wiederkehr des Schulneubaus, aufmerksam und betonte die Verbundenheit der Bevölkerung: „Unsere Schule bleibt im Dorf!“ Sie richtete namens des Ortsbeirats Dankesworte an das Autorenkollektiv: „Wir sind stolz auf Ihre Arbeit und unser neues Heimatbuch!“ Ebenso dankte sie allen Helfern des Festes, aber auch den Aktiven bei der Neugestaltung des Wilhelm-Kröll-Platzes im Ortsmittelpunkt. Die Stadt übernahm die Materialkosten, die Vogelschutzgruppe und der Frauenkreis spendeten, von der AWO und der SPD wurden zwei Bänke gestiftet. Rathauschefin Schaab lobte das Engagement der Ortsbürger. Als Geschenk der Stadt übergab sie eine Bronzegusstafel mit den Jahreszahlen „1261 – 2011“, die am Gedenkstein befestigt wird. Für die Bürgermeisterin wie den Ortsbeirat gab es ein Gegengeschenk: Hans Peter Zeschky vom Arbeitskreis Ortsgeschichte übergab das neu erschienene Buch. An einer Aufgabe kam Susanne Schaab nicht vorbei: der Fassbieranstich gelang nach ein paar kräftigen Hammerschlägen.

Ein Mönch aus dem 13. Jahrhundert (Hans Georg Meisinger) und ein kesser Rainröder von heute (Sebastian Lippert).

Rainrods Vergangenheit wurde in Spielszenen auf der Bühne herauf beschworen. Sebastian Lippert, der seinen Vater vertreten und eine entsprechende Rede halten soll, fällt absolut nichts ein. Als er auf der Suche nach Urkunden eine alte Truhe öffnet, gerät er in Panik. Ein von Stroh und Spinnweben bedeckter Mann in Mönchskutte entsteigt, der „Geist von Rainrod“ (Hans Georg Meisinger). Der Cellerar des Niddaer Johanniterodens muss 1261 das neu seiner Gemeinschaft geschenkte Dorf inspizieren, was nicht ganz ohne Fehltritte abläuft. Nicht nur schlemmt er ausgiebig von den Köstlichkeiten, die ihm die Bauern servieren, um bei den neuen Herren gut Wetter zu machen. Er lässt sich auch von einem hübschen Mädchen durch die Gemarkung führen – rein aus Verwaltungsinteresse natürlich. Als sich die beiden allzu nahe kommen, wird er zur Strafe verwünscht: „Die aa Todsünd hett mir der Himmel ja no verziehe, awwer die zwaat…!“ Von Krieg und Frieden, vom Überlebenskampf der Bauern, dem Wüstwerden und der Wiederbesiedlung des Orts, der Industrialisierung und dem Ausbau der Versorgungsnetze wusste der „Ortsgeist“ im besten Rainröder Platt zu berichten. So viel witziges und nachdenkliches Schauspieltalent zeigte Meisinger, so kess trat Sebastian Lippert auf, dass es nach der Erlösung des Geistes durch die Küsschen der Festdamen, nach dem Sinken der Kutte und seinem Jubelruf „Ich bin ein Rainröder!“ lang anhaltenden Beifall gab. Extra-Dankesworte gingen an einen tatsächlich existierenden „guten Geist von Rainrod“, an Hans Georg Lippert, der die Idee zu diesem liebenswerten Blick auf die Ortsgeschichte gehabt hatte. Autentische Zeitstimmung brachten Hans-Dieter und Inge Herget ein, die Lieder der entsprechenden Epochen sangen.

(Quelle: Kreis-Anzeiger, Fotos: Frau Maresch)